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17.07.2024

Malin Bruhns startet beim RSV Gütersloh durch

Borgholzhausener Rad-Ass startet durch
Borgholzhausen (gf). Das Talent, schnell Rad zu fahren, hatten ihr Beobachter schon attestiert, als sie noch zu den besten Mittelstrecken-Läuferinnen ihres Jahrgangs in Deutschland gehörte. Top-Platzierungen bei Jedermann-Rennen auf dem Nürburgring und in Thüringen haben Malin Bruhns im Jahr 2023 darin bestärkt, dass da noch mehr gehen könnte.
Und tatsächlich: Schon in ihrer ersten Saison als Radsportlerin mit Startlizenz für den RSV Gütersloh startet die Borgholzhausenerin durch. Nach nur vier Monaten im regulären Renngeschehen des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) hat die 19-Jährige in der Frauen-Eliteklasse einen Sieg und neun Platzierungen (von Rang 2 bis 15) auf dem Konto – aktuell bedeutet das Platz 28 in der deutschen Rad-net-Rangliste. Dabei hatte die Studentin zu Saisonbeginn Rückschläge zu verdauen.
„Es war wie ein Kulturschock. Das ganze Feld brettert los, gleich in der ersten Kurve kriege ich einen Bodycheck und war eigentlich schon abgehängt.“ Das erste Trainingsrennen in den Niederlanden führte Malin Bruhns krass vor Augen, dass Lizenzrennsport mit den in Deutschland so populären Jedermann-Events wenig gemeinsam hat. Vor allem im Nachbarland, das dank seiner hohen Leistungsdichte maßgeblich das Weltniveau im Frauen-Radsport mitbestimmt.
Hüftprobleme bremsen ihre Laufkarriere aus
Jedenfalls war die Anfängerin bald überrundet und brauchte hinterher aufbauende Worte von Trainingskollegin Linda Riesmeyer vom RSV. Die gleichaltrige Bielefelderin kennt das Gerangel um die Positionen aus den Nachwuchsrennen, und auch Trainer Roman Nowak machte der Quereinsteigerin Mut: „Du musst mitschwimmen wie in einem Fisch-Schwarm im Wasser. Wenn du nicht in die Lücke fährst, schnappt sie dir eine andere weg.“
Im rasenden Feld Rad an Rad, Lenker an Lenker, Ellbogen an Ellbogen um Positionen zu kämpfen, das kostete zunächst Überwindung. Auch vom Sturzpech blieb Bruhns nicht verschont, landete Anfang April bei den NRW-Bergmeisterschaften am Bilster Berg in Bad Driburg aus hohem Tempo unsanft auf dem Asphalt. Was zum Glück glimpflich endete.
Mit 19 Jahren ist Malin Bruhns in eine ganz neue sportliche Welt eingetaucht. Nachdem langwierige Hüftprobleme ihre vielversprechende Laufkarriere mit Stipendium in Kalifornien ausgebremst hatten, kehrte die Borgholzhausenerin nach Deutschland zurück. Seit dem Jahreswechsel ist ihre zweite sportliche Leidenschaft die Nummer eins – auf zwei schmalen Rädern. „Sich richtig im Feld zu bewegen, ist vor allem Übungssache.“
Malin Bruhns lernte schnell, fand dank Trainingsfleiß, hervorragender Grundlagenausdauer und Fitnesswerte bereits im April den Anschluss. Beim Rad-Bundesligarennen in Steinfurt kam sie zeitgleich mit der Siegerin im Hauptfeld ins Ziel, eine Woche später fuhr sie in Bissendorf ihre erste Top-Ten-Platzierung ein. Bei den nächsten fünf Rennen im Mai landete die Borgholzhausenerin jeweils unter den besten Zehn und feierte beim Rundstreckenrennen im nordhessischen Immenhausen ihren ersten Sieg.
„Inzwischen habe ich mir auch in Sachen Renntaktik einiges angeeignet. Das Fahren am Berg liegt mir. In Immenhausen hatte die Runde einen Anstieg. Ich wusste bald, dass ich da angreifen muss, weil ich nicht das Muskelmonster für den Sprint bin.“ Gesagt – und erfolgreich umgesetzt.
Auch ihr bisher wertvollstes Ergebnis erkämpfte sich die Quereinsteigerin auf anspruchsvollem Terrain – bei den Deutschen Bergmeisterschaften im Erzgebirge. Auf 88 Kilometern waren 1.800 Höhenmeter bis zum Ziel auf dem 1.215 Meter hohen Fichtelberg zu erklettern. „Platz 18 unter 90 Starterinnen und der sechste Platz in der U 23-Wertung waren noch mal ein ordentlicher Push für das Selbstvertrauen“, beschreibt Malin Bruhns ihre Gefühlswelt. Das bisher härteste Rennen war doppelt wertvoll: „Ich habe gesehen, dass ich bei den KT-Fahrerinnen mithalten und einige sogar hinter mir lassen kann.“
„KT“, die Teams der zweiten Kategorie im Frauen-Profiradsport, sind nach den jüngsten Leistungen der Debütantin bereits auf das Talent aus Borgholzhausen aufmerksam geworden. Malin Bruhns wäre nicht die erste Quereinsteigerin, die sich bei den Profis behauptet. Jüngstes Beispiel ist die Ski-Bergsteigerin Antonia Niedermaier, die 2023 eine schwere Etappe beim Giro d’Italia Donne gewann und U 23-Weltmeisterin im Zeitfahren wurde. Aber bei aller Begeisterung tritt die 19-Jährige auf die Bremse: „Das geht mir alles etwas zu schnell.“
Seit Jahresbeginn schon 10.000 Kilometer im Sattel
Deshalb will sie weiter Erfahrung sammeln – an diesem Wochenende zum Beispiel bei ihrem ersten Etappenrennen, der Oderrundfahrt. An der deutsch-polnischen Grenze startet sie in einem gemischten Team aus verschiedenen Vereinen auf ganz neuem Terrain.
Wie immer wird sie gut vorbereitet an den Start rollen: Seit Jahresbeginn sind fast genau 10.000 Trainings- oder Rennkilometer im Sattel zusammengekommen. Auf Vermittlung des Piumer Radsportlers Lukas Riepe hat Malin Bruhns in dem routinierten Trainer Roman Nowak aus Osnabrück offenbar den richtigen Mentor gefunden. Mit ihm spricht sie die Renneinsätze ab, exakt nach seinen Plänen wird trainiert. „Manchmal geht es in einer Einheit achtmal zum Luisenturm hoch, das ist auch nicht immer glamourös“, sagt die ehemalige DM-Siebte im 3.000-Meter-Lauf der U 18 und lacht. Diszipliniert zieht sie ihr tägliches Pensum durch, neben den weiten Fahrten zu den Rennen, der Uni und zehn Wochenstunden als Helferin im Kindergarten: „Der ideale Ausgleich zu Sport und Lernen“, sagt die Borgholzhausenerin. Ein Leben in voller Fahrt – auf die zweite Hälfte der Rennsaison darf man gespannt sein.
Quelle: Haller Kreisblatt/Gunnar Feicht